Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge

In unserem Franziskus-Internat soll in einer besonders betreuten Gruppe Raum gegeben werden für neun unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Form eines Regelangebotes.

Vossenack Projekt : UMF - unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

In unserem Franziskus-Internat soll in einer besonders betreuten Gruppe Raum gegeben werden für neun unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Form eines Regelangebotes. Dort soll sich die Erziehung zu einer ganzheitlichen Persönlichkeit vollziehen, die das Leben annimmt, teilt und bereit ist, sich in das neu erlebte Umfeld zu integrieren. Dies geschieht in verschiedenen Bereichen: Erfahrung von Gemeinschaft in Schule und Beruf, in Feiern, in Freizeit und Kultur, in Sport und Spiel, in Natur und Umwelt.

Pater Daniel Züscher ofm, Leiter des Internates berichtet:

UMF – so werden die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge genannt. Doch die mit einer Abkürzung benannten Flüchtlinge haben in unserem Internat nun ein Gesicht und ich vermeide nun diese doch allzu versachlichte Kennzeichnung; denn sie haben nun nicht nur ein Gesicht sondern einen Namen. Am 14. September war es soweit – acht minderjährige unbegleitete Flüchtlinge fanden bei uns eine Unterkunft. Nicht ganz ohne Aufregung hieß ich sie willkommen. Da waren sie nun – Abdallatif, Mohammad, Loucatoni, Salim, Mustafa, Ali, Yaman und Osama. Vier aus Afghanistan, zwei aus Guinea und zwei aus Syrien. Alle sind im Alter von 13 – 17 Jahren. Die jungen Menschen sind etwa sechs bis acht Wochen in Deutschland. Nur die Jüngsten aus Syrien waren bei der Aufnahme erst fünf Tage in unserem Land. Osama und Yaman aus Syrien sind Cousins. Sie waren gemeinsam auf der Flucht. Mit Dolmetscher und Betreuer wurden die Flüchtlinge bei uns aufgenommen. Die Schicksale jedes Einzelnen lassen nur erahnen, welche Strapazen die jungen Menschen alleine auf sich nehmen mussten, um bei uns anzukommen. Nun bezogen sie  ihre Zimmer und erkundeten ihre neue Umgebung und Bleibe. Am Abend wurden unsere Freizeiteinrichtungen getestet. So war schnell eine Schwimmzeit angesagt und die Älteren waren in unserem Kraftraum muskelstärkend aktiv. Zu vorgerückter Stunde hieß es dann zu Bett gehen. Alle sind nach Bad und Dusche nun auf ihren Zimmern. Als ich die Jüngsten besuchte um ihnen eine gute Nacht zu wünschen, stand Osama vor mir und schaute mich mit großen dunklen Augen an. Da er nur arabisch spricht versuchte ich das, was er mir sagen wollte ihm von den Augen abzulesen. Ich erahnte, was sein Wunsch war – er wollte mit Yaman zusammen auf ein Zimmer und nicht alleine sein. Ich rief einen Kollegen und schnell war Bett und alles, was sonst gebraucht wurde in das Zimmer von Yaman geräumt. Nach einiger Zeit stand Osama wieder mit seinen großen dunklen Augen vor mir; er hielt mir eine halbe Gummibärchentüte hin und sagte „thank you“. Nun kehrte Ruhe ein in unser Haus mit den Menschen aus fernsten Ländern.

Am nächsten Morgen waren für mich zwei Dinge wichtig: Wie haben die jungen Menschen geschlafen und als Stimmungsbarometer gilt, ob sie frühstücken. Das taten sie- und wie. Ich war erstaunt, wie viel die Neuankömmlinge verdrücken können.

Der zweite Tag diente weiter des Ankommens und Erkundung der weiteren Umgebung. Mit den jüngsten Menschen machte ich mich auf, um erst einmal Schuhe zu kaufen, da ihre eigenen wirklich kaputt waren. Eigentlich musste für die zwei alles besorgt werden, was man zum alltäglichen Leben braucht. Denn gerade die Jüngsten haben nur das als Besitz, was sie an ihrem Leib hatten – mehr nicht.

Für die jungen Menschen, die schon etwas länger in Deutschland sind, hieß aber schon am nächsten Tag Schule. Für die beiden Syrer musste ich erst einmal einen Schulplatz finden. Da diese sich sehr schnell mit den Unterstufenschülern des Internates anfreundeten lag es auf der Hand, bei unserem Gymnasium anzufragen. Nun gehen sie in die gleiche Klasse wie Tom und Leon.

Mittlerweile sind unsere jungen Menschen angekommen. Zukünftig wird im Schulzweckverband Nordeifel eine Integrationsklasse eingerichtet. Dort haben dann unsere Bewohner 20 Stunden Deutschunterricht und sind gleichzeitig einer Regelklasse angegliedert. Es ist wichtig, dass die jungen Menschen in allen Bereichen integriert werden.

UMF – nein – junge Menschen, die von ihren Familien (oder wer überhaupt noch übrig ist) haben die jungen Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten auf die Flucht geschickt, damit sie in Sicherheit leben können ohne Angst und die Furcht, ihr Leben sei in Gefahr.

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